1. Characters

Arina Ellis

Dorfälteste
NPC

Arina ist die Dorfälteste von Aufbaln und eine der Überlebende der großen Naturkatastrophe. Sie hat selbst ihren Mann und einzigen Sohn durch die Flut verloren.

Sie ist fest davon überzeugt, dass dieses Unglück nur über sie alle hereingebrochen ist, weil sie den Gott des Meeres, Niar Yah, verärgert haben und ihm nicht genügend Respekt entgegenbrachten.

Auch die Krankheit, die das Dorf heimsucht, ist laut ihrer Überzeugung die Rache des Gottes, weil auch die neue Generation, auch das neue Dorf, noch nicht die Reue und Demut gebracht hat, die der Gott von ihnen verlangt.


Ihre fast 80 Jahre sieht man ihr eindeutig an. Sie geht vor allem gebückt und nur mit ihrem Gehstock, verlässt das Haus eigentlich nur, um sich davor auf eine Bank zu setzen und die Dorfbewohner zu beobachten.

Sie ist schnell daran, jeden an ihre Ergebenheit an Niar Yah zu erinnern und ermahnt stetig, dass noch nicht genügend Buße getan wurde.

Da sie die Dorfälteste ist, gibt es kaum einen Ecken in der Umgebung um Aufbaln (sowohl das Zerstörtes Aufbaln als auch das neue), in dem sie sich nicht auskennt, und von dem sie nicht eine Geschichte parat hätte.


Artwork made by Emanuel Pessel

Die Geschichte des alten Aufbaln und der Schutz durch den Gott Niar Yah

Ihr wollt also wissen, wie das alte Dörfchen früher so war, ja? Ohoho, das erzähle ich euch doch gerne...

Als ich noch ein junges Mädchen war, gerade alt genug den Jungen hinterherzuschauen und zu ignorieren, wenn sie mir hinterhersahen, begriff ich, was unsere Heimat so besonders machte. Wir waren nur eine kleine Gemeinde, doch wir waren eine Gemeinschaft. Wir haben alle aufeinander aufgepasst und wir alle kannten uns so gut, dass wir immer wussten, was die anderen so taten oder wie es ihnen ging. Eine Gemeinschaft, die so stark wurde, wie keine andere, ein Zusammenhalt und ein Verständnis füreinander, das ihr jungen Leute gar nicht mehr kennt.

Räuspert sich. Nun, wie auch immer. Aufbaln war ein kleines Dörfchen direkt am Ozean. Wo das Licht am Morgen in den Wellen glitzerte und das Wasser am Abend gülden erstrahlte. Eine Pracht, ein wundervolles Schauspiel und jeden Tag aufs Neue verzaubernd schön. Es war an einem dieser schönen Sommerabende, wenn die Sonne noch sehr lange am Himmel steht und das Wasser so lange in den strahlenden Farben glänzt, als ich meinen Mann kennen lernte. Nun, was heißt kennen lernen, ich kannte ihn ja bereits. Doch an diesem Abend sah ich ihn zum ersten Mal richtig, lächelnd, die Brise der See fuhr ihm durch das Haar und wirbelte es leicht auf, reichte er mir seine Hand, um mich nach Haus zu führen. Hach. Und mit ihm sah ich das Dorf in noch größerer Pracht.

Die Schönheit des Wassers, die Verspieltheit der See und der Zauber der Küste. Wir lebten nicht nur am und vom Meer, wir lebten mit dem Meer. Mit allem, was das Meer uns schenkte. Und so drückten wir unsere Dankbarkeit aus, unseren Respekt dem Schöpfer des Meeres, dem Beschützer allen Lebens, das von der See lebt, dem Gott Niar Yah, aus. Wir hatten einen Tempel, der ihm geweiht war, die Fischer erbaten seinen Segen, bevor sie lossegelten, und verkündeten ihre Dankbarkeit, wenn sie sicher wieder an Land waren. Unser Gott hat uns beschützt und uns umsorgt, und im Gegenzug zeigten wir ihm unsere Dankbarkeit und unsere Liebe, in dem wir ihm den Respekt entgegenbrachten, den ein Herr über das Meer verdiente. Wir sangen ihm Lieder, wir beteten, wir huldigten ihm, sobald wir das Meer betrachteten. Und so lebten wir Jahrzehnte in Frieden, im Einklang mit dem Wasser, das uns umgab.

Doch wir wurden gierig. Wir wurden reicher, da uns die See besser belohnte, und wir fanden Freude durch die Reisenden, die uns besuchten, die uns allerlei Gold und Reichtümer brachten. Die unsere Geschichten hörten und die Schönheit unseres Meeres bewunderten. Sie kamen und gingen, wir gaben ihnen was sie brauchten, und sie gaben und, was wir brauchten. Doch über all die Zeit hinweg haben wir vergessen, wem wir diesen Frieden, diesen Wohlstand verdanken konnten. Immer mehr und mehr Dorfbewohner wandten sich ab von dem Herren der See. Sie betten nicht mehr, sie sangen nicht und sie betrachteten das Meer nicht mehr. Sie warteten nur auf die Fremden, um ihre Gaben entgegenzunehmen und ihnen unsere Schätze zu überlassen. Das Dorf vergaß nach und nach immer mehr, was es eigentlich war. Der Zerfall begann langsam, doch dann wurde es immer schneller. Es gab nur noch wenige, die an unseren göttlichen Herren dachten und noch viel wenigere, die ihm huldigten.

 

Und so kam es, dass uns vor 15 Jahren der Schutz des Herren verlassen musste. Wir haben ihn nicht mehr respektiert. Seine Macht und seine Herrschaft vergessen. Und für unsere Torheit mussten wir bestraft werden. Es war an diesem Tag, dass ich meinen Mann und meinen Sohn zum letzten Mal sah. Sie beteten zu Niar Yah, baten ihn um seinen Schutz, wie sie es jeden Tag taten, wenn sie auf das Meer hinausfuhren. Doch er hatte sie nicht mehr gehört. Viel zu wütend war er auf uns, das Dorf, das seinen Schutzherren vergessen hatte. In seiner Wut und seiner Enttäuschung fachte er die Wellen an, bis sie höher waren, als selbst unser Tempel, höher als alles, was wir Menschen hätten erschaffen können, und er ließ uns die Kraft seines Meeres spüren. Die Kraft des Wassers, das sonst so wunderschön glitzerte, wurde das Ende von uns, die wir ihn enttäuscht hatten. Das Ende von uns allen, die wir ihn vergessen hatten. Das Dorf ist zerstört, doch es besteht noch immer. Ein Denkmal an unsere Torheit, an unsere Ignoranz. Ein Mahnmal, sozusagen, das uns an unsere Machtlosigkeit erinnert.

 

Die wenigen, die den Tag des Wassers überstanden hatten, kamen hierher. Weit weg vom Meer, eit weg vom glitzernden Wasser. Umringt von Land und Bäumen und Erde. Wir sind seinem Zorn nie entkommen, wir sind nur weiter weg von dem Ort, an dem wir ihn enttäuscht haben. Doch wir büßen unsere Fehler noch immer, da wir noch immer nicht gelernt haben. Genau aus diesem Grund plagt er uns mit dieser Krankheit. Er hat uns nicht verziehen, dass wir ihn nicht mehr respektierten, da wir einfach keine Reue zeigen. Der große Herr wird erst ruhen, wenn wir ihm das geben, was er will. Und wenn das unser aller Tod ist, dann sind wir alle dem Tode geweiht. Wir können der Rache eines Gottes nicht entgehen und wir sollten auch nicht gegen einen Gott kämpfen. Wir müssen lernen und akzeptieren.