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Nun sind wir also Helden. Unsere Truppe hat sogar einen Namen: Norberts Vier. Auf den sind wir abends, naja nachts, in der Taverne gekommen, aber ehrlich gesagt ist uns nüchtern auch nichts Besseres eingefallen. 


Gerard kannte eine Taverne, die nicht völlig überlaufen war – zu irgendwas muss ja fortgeschrittenes Schnöseltum gut sein. Dort saß eine Gruppe älterer Helden, bei denen er und Rhyn sich gleich einschmeichelten. Die Elfe ist mit einem der Ritter verschwunden, ohne zu merken, dass er stumm war. Wahrscheinlich findet sie, dass er so gut zuhören kann. Der Zwerg Grumbalin blieb einfach in seiner Bierpfütze am Tisch liegen. Ich habe draußen im Grünen geschlafen, diese stickigen Stadthäuser gehen mir auf die Nerven. 


Bevor wir am nächsten Tag unseren ersten Auftrag starten konnten, mussten wir dieses „obligatorische Etikettentraining“ machen. So eine Zeitverschwendung und die Häppchen waren trocken. Ein paar andere junge Helden versuchten uns anzupöbeln, die haben wohl nicht zugehört. 


  


Die Elfe im Auftragsbüro war rassistisch. Grumbalin und mich hat sie erst ignoriert und dann schräg angeguckt. Rhyn sagt, dass hätte daran gelegen, dass Grumbalin Bier bestellt und gerülpst hat und ich in meinen Zähnen gepult hätte. Zugegeben, der Zwerg stinkt, aber das heißt bloß, dass diese Elfe zusätzlich auch noch snobistisch war.  


Das Dorf Baregulch wurde seit einem Jahr immer wieder von Gobblingen überfallen. („Das ist nicht euer Auftrag. Betretet das Gebirge nicht.“). Zwei andere Heldengruppen wurden bereits entsandt, aber sind bisher nicht zurückgekehrt. („Das ist nicht euer Auftrag, haltet euch von den Bergen fern.“). Seit einem Monat etwa waren die Gobblinge bewaffnet. Unser Auftrag lautete, die Quelle der Waffen ausfindig zu machen und die Versorgung zu unterbrechen. Und auf keinen Fall in die Berge zu gehen.  


Offensichtlich lag dort die Ursache der Gefahr, also besorgten wir uns vorsorglich Ausrüstung für die Berge. Rhyn und Gerard zahlten. 


  


Ein Kutscher nahm uns einen Großteil des Weges mit. Die Schnösel ritten. Die Reise verlief ereignislos, außer das Grumbalin vom Kutschbock gestoßen wurde, als er dem Kutscher direkt ins Gesicht rülpste. Kutschen sind widerliche, schaukelnde und stoßende Vehikel. In Zukunft laufe ich lieber als Bär, dann wollen auch nicht dauernd die anderen mit mir schwatzen. Wenigstens konnte ich die Zeit nutzen, um einige neue Zauber zu üben. 


Unterwegs sind wir ein wenig zusammengewachsen, zumindest als Gerard den betrunken schnarchenden Grumbalin mit Proviant verzierte. Rhyn kennt sich einigermaßen mit Kräutern aus. 


  


Wir kamen am späten Nachmittag in Baregulch an, einem kleinen Ort zwischen Wald und Bergesfuß. Ich habe mittlerweile gelernt, dass es in den Augen vieler ein Kaff wäre, dennoch waren es fast so viele Häuser wie auf der ganzen Insel. Wir erreichten das Dorf rechtzeitig, um einen Gobbling-Angriff mitzuerleben. Eine Gruppe von etwa einem Dutzend Gobblinge, in der Tat mit Waffen, lief auf die Palisade zu, direkt zum Eingang. Der wurde von einer handvoll Dorfbewohner verteidigt. Der Anführer war ein Halbork, später erfuhren wir, dass er Schmied war und Umurm hieß. Die Dörfler kämpften besser, aber waren wohl überrascht worden. Einer fiel und wir griffen ein. Gerard rannte mit gezogener Klinge in das Kampfgetümmel. Rhyn schoß einem Gobbling direkt zwischen die Aufgen und führte einen Freundentanz auf. Grumbalin beschwor eine Art Metallhagel. Zwerge mögen das Zeug wohl. Der magische Rückstoß brachte Grumbalin zu Fall. Ich fegte die Hälfte der Gobblinge mit dem Trick weg, den ich „Pusteblume“ nenne, einer liegenden Windhose. Vier davon standen nicht wieder auf. Es tat mir leid, sie zu verletzen, aber die aus welchen Motiven die Gobblinge auch handelten – ihr Verhalten war unnötig und wider das natürliche Gleichgewicht. Bald danach beendeten die Dörfler mit unserer Unterstützung das Scharmützel. Die toten Gobblinge hatten alle eine ungewöhnlich gelbliche Hautfarbe, soweit das unter dem Blut erkennbar war. Als der Schmied voreilig den letzten Gobbling erschlug, protestierten Grumbalin und ich im Chor: „Du Dämlack, wir wollten ihn doch verhören!“ Gerard rettete mit seinem diplomatischen Taktgefühl die Situation und stellte uns als neue Heldengruppe vor. Die gefallenen Dörfler wurden bis auch Frank, den Gork, zur Bestattung ins Dorf getragen. Gorks haben einen Vertrag mit den Igors, dass diese ihre Körper weiterverwenden dürfen, um anderen zu helfen. 


Im Dorf wurde uns erzählt, dass die Gobblinge alle paar Wochen in ungefähr dieser Gruppenstärke kommen. Erst seit einigen Monaten hätten sie so etwas wie Waffen, grob behauene Metallstücke, kaum besser als Keulen. Die Abstände zwischen den Angriffen reichten aus, um eine neue Bewaffnung für das nächste Dutzend herzustellen. 


  


Erst wenige Monate bevor die Angriffe begannen, kam ein Priester neu in die Gegend, der sich selbst Agb nannte. Er kam weit aus dem Süden, wo die Menschen dunklere Haut haben und zu tiergestaltigen Göttern beten. Wir beschlossen, ihm einen Besuch abzustatten. Er versuchte sich als spinnerter Feigling darzustellen. Er tischte uns eine Geschichte von Träumen auf, die ihn hierhergeführt hätten, aber konnte nicht erklären, worin sein Beitrag zur Dorfgemeinschaft bestand, da er weder einer sinnvollen Arbeit nachging noch der Verteidigung half. Ich fand in seinen Räumen zwei Säbel, die für einen Priester ungewöhnlich waren, Geld in mehreren Währungen und einen Brief in einer fremden Sprache. Auf gründliche Nachfrage hin, gestand er kein Priester zu sein, sondern ein Mörder auf der Flucht. Der Brief sei von seiner Schwester, deren Ehre er verteidigt habe. Die Sitten im Süden erscheinen mir unnötig kompliziert, dass die Schwester einen Bruder braucht, um sie zu verteidigen. Mit einem Säbel an der Kehle und dem anderen weiter unten war er zu eingeschüchtert, um zu lügen. Außerdem hatte Rhyn gedrohnt, ihn in Grund und Boden zu reden, was ein sehr überzeugendes Argument ist. 


 Mit den Gobblingen hatte er jedenfalls nichts zu tun.  


Mittlerweile war aus Abend Nacht geworden. Der Schmied hatte uns Quartier angeboten und so beschlossen wir, unsere Suche auf den nächsten Morgen zu verschieben. Dann würden wir in den Wald gehen.  


  


Von: Khela